Die Einheit: Eine Diskussion über die Natur der Realität

Mehrdad Noorani – Seit Menschengedenken und seit dem kritischen Hinterfragen der eigenen Umwelt, ist der Mensch auf der Suche nach dem Sinn seiner Existenz. Diese Suche war von Anfang an zweierlei: Einerseits widmete der Mensch sich der Suche nach dem Sinn hinter der physischen Welt, andererseits begab er sich auf die innere Suche nach dem Sinn des Lebens und seiner persönlichen Rolle in dieser Welt.

Es war diese innere Suche, die von verschiedenen erleuchteten Meistern über Jahrtausende unternommen wurde, welche zur spirituellen inneren Reisen führte. Diese Suche manifestierte sich in der Schaffung verschiedener Methoden und Wege, die als Ergebnis ihrer Entdeckungen entstanden. Im Laufe der Zeit wurden diese Erkenntnisse und Methoden jedoch durch Dogmen und Aberglauben oft verzerrt oder verfälscht. Die Auswirkungen sind, dass sich diese Lehren in die verschiedenen dogmatischen Lehrsysteme verwandelt haben, die wir heute finden. Hierdurch geht leider oft die Essenz dieser alten spirituellen Lehren verloren.

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Auszüge aus der jüngsten Veranstaltung: „Die Realität hinter der Schöpfung: Eine persönliche Perspektive“ Mehrdad Noorani teilt einige Eindrücke zum Thema der Natur der Realität.

Was aus der Sicht eines objektiven spirituellen Suchers klar ist, ist, dass viele der Entdeckungen dieser erleuchteten Meister zahlreiche Gemeinsamkeiten haben – sowohl in den von ihnen angewandten Methoden als auch in ihren individuellen Erfahrungen. Es ist auch offensichtlich, dass jeder erleuchtete Meister sich als Ergebnis seiner persönlichen Erfahrungen sowohl in metaphysischer als auch in physischer Hinsicht als integralen Bestandteil der Schöpfung sieht und nicht als etwas, das von ihr getrennt ist. Als Ergebnis ihrer Erkenntnisse entdeckten sie auch, dass jedes Individuum in der Tat einen persönlichen Berührungspunkt zur ultimativen Realität hat, welchen es im Herzen dieser inneren Reise kennenlernt. Es ist diese Realität, die sie als Quelle aller Schöpfung identifizierten, während sie gleichzeitig unabhängig von ihr aber auch integraler Bestandteil ihrer Existenz waren. Für diese Meister war diese Realität tatsächlich die einheitliche Erscheinung der gesamten Schöpfung.

Diese Realität wurde im Laufe der Zeit zum Mittelpunkt vieler heutiger Religionen und wurde schon mannigfaltig bezeichnet: Gott, Yehovah, Allah, Ahuramazda, Yazdan oder Brahman.

Doch die Verwendung der oben genannten Namen führt oft zu Spaltungen, da diese religiöse Konnotationen haben, die nur sehr schwer zu überwinden sind. Ein Beispiel: Sobald das Wort Gott in einem Satz verwendet wird, bringt dieses tausend religiöse Bilder in den Köpfen der Zuhörer hervor, die aller Wahrscheinlichkeit nach alle unterschiedlichen Ursprungs sind. Diese Bilder sind vom unterschiedlichen Verständnis und der unterschiedlichen emotionalen Lage eines jeden Zuhörers geprägt. Alle unterscheiden sich jedoch wahrscheinlich sehr stark von der Realität, von der die spirituellen Meister reden und erfahren haben. Das ist der Grund weswegen ich oft den Begriff Einheit verwende, wenn ich über diese Realität spreche. Diese Bezeichnung wird am häufigsten von fortgeschrittenen Meistern verwendet, da diese aufgrund ihrer Definition versucht, alle Zuhörer zu vereinen anstatt sie zu trennen. Darüber hinaus dient sie auch als Einladung an das hörende Publikum sich selbstständig auf den Weg dieser Reise zu machen und diese Einheit selbst zu erfahren.

Folgende Worte einiger erleuchteter Meister vertiefen diesen Standpunkt:

Derjenige, der die Einheit erfährt, sieht sein eigenes Selbst in allen Wesen und alle Wesen in sich. Er sieht alles mit einem einheitlichen Blick. – Buddha

Niemand hat jemals Gott gesehen. Aber wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns und seine Liebe vereint Ihn in uns. – Johannes 4:12

Seht wie gut und erfreulich es ist, wenn Geschwister in Einheit schwelgen! – Psalm 133:1

Wahrscheinlich einer der prägnantesten Worte hierzu kam von Swami Vivekananda, der sagte:

Die große Lektion ist, dass Einheit hinter allem steckt. Nenn es Gott, Liebe, Geist, Allah oder Jehova – es ist dieselbe Einheit die allem – angefangen beim kleinsten Lebewesen bis hin zum nobelsten Menschen – Leben schenkt.

Eine andere poesievollere Sichtweise gibt uns Jalal-ad-din Rumi in einem seiner berühmten Verse:

“Warum Oh Leute denkt ihr so sehr an die Frömmigkeit

Ich bin zurück gekehrt zur Nüchternheit

Ich bin weder Moslem noch Hindu

Ich bin weder Christ noch Zoroastrier noch Jude 

Ich bin weder aus dem Westen noch aus dem Osten

Weder aus dem Ozean noch ein Erdenwesen

Ich bin weder ein Naturwunder

Noch bin ich von den Sternen

Mein Platz ist der Nicht-Platz

Mein Bild ist das Nicht-Bild

Weder der Körper noch die Seele

Ich gehöre zum göttlichen Ganzen

Ich eliminiere die Zweiheit mit freudigem Lachen

Sah die Einheit von Hier und Danach

Einheit ist was ich singe, Einheit die ich spreche

Einheit was ich kenne, Einheit was ich suche

Deswegen ist es mir eine Herzensangelegenheit die Prinzipien der Einheit der vergangenen großen Meister der verschiedenen Pfade in einem offenen Dialog zu beleuchten. Hier in diesem Dialog spricht jeder Redner über die Einheit, was diese für sie bedeutet und wie es ihr Leben beeinflusst. Ich wünsche mir, dass auf diesem Wege ein kleiner Schritt in Richtung Einheit, wie ihn die spirituellen Meister beschreiben, gegangen wird.

Über den Autor: Mehrdad Noorani ist ein in London ansässiger Lehrer für Gnostik und Herzmeditation mit Schülern in ganz Europa und den USA. Er hat den Gnostizismus in den letzten 20 Jahren unter der Leitung eines berühmten spirituellen Meisters erlernt und verinnerlicht. Zudem hat er eingehende Studien zu verschiedenen spirituellen und esoterischen Pfaden im Laufe der Jahre geführt und ist besonders daran interessiert, Brücken zwischen Wissenschaft und Spiritualität zu schmieden und eine Verbindung zwischen Ost und West zu knüpfen.